29. Glaubensbrief, April 2005:
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Was gibt mir der
Glaube?
Wir kommen zum Ende unseres Schnupperkurses Glauben. Vielleicht erstaunt Sie das. Es gäbe noch über so vieles zu sprechen, so viele Einwände und Fragen zu beantworten. Doch es sollte ja nur ein "Schnupperkurs" sein – so wie man an einem Topf schnuppert, der auf dem Herd steht, und denkt: "Da könnte etwas Gutes drin sein". Oder weniger salopp gesagt: es ging mir um den "glühenden Kern" des Glaubens, nicht um alle Einzelheiten. Und trotzdem hat selbst der Durchgang durch den Kern mehr als zwei Jahre gedauert – weit mehr, als ich am Anfang geschätzt hatte. Zum Schluss fragen Sie wohl: "Was hat das alles mit mir zu tun? Was gibt mir den Glaube?" Um im Bild zu bleiben: Vom Schnuppern allein wird man nicht satt. Lohnt es sich, die Suppe zu essen, oder soll ich sie stehen lassen? Keine falschen Versprechungen Was gibt mir der Glaube? Vielleicht haben Sie schon diese Antwort gehört: "Als ich Jesus noch nicht kannte, war ich der unglücklichste Mensch. Innerlich leer und ausgebrannt. Alkohol, Drogen – dadurch versuchte ich meine innere Leere zu betäuben, doch es wurde nur schlimmer. Doch dann entdeckte ich Jesus. Seit ich an ihn glaube, ist alles anders. Mein Leben ist ein ständiges Glück!" Zeugnisse von Bekehrten sind das, bei denen alles mit einem Schlag ganz anders wurde – sagen sie. Es gibt Sekten, die führen bei Massenveranstaltungen reihenweise solche Typen vor. Ich will darüber nicht urteilen. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen solche Versprechungen nicht mache. Ich will das Leben ohne Gott nicht ganz in Schwarz malen, und das Leben mit Christus ist, ehrlich gesagt, auch kein reines Zuckerschlecken. Mit dieser Einschränkung möchte ich Ihnen heute am Schluss des Glaubenskurses aber doch sagen: Was Sie am Glauben haben, merken Sie vielleicht am deutlichsten, wenn das Schicksal zuschlägt. Für meine japanischen Studenten war das sogar der eigentliche Nutzwert der Religion. "Religion?", sagten sie, "nein danke! Ich bin noch jung und gesund. Ich habe Gott sei Dank (!) noch keine Religion nötig. Ja später, wenn ich mal alt und krank bin, oder wenn mir was passieren sollte, dann brauche ich jemand zum Anklammern. Dann werde ich mich um Gott kümmern". Von der Frivolität dieser Haltung einmal abgesehen, haben die jungen Japaner den "Nutzwert" der Religion richtig erkannt: sie gibt Halt in schweren Tagen. Gott ist eine Planke, an der Sie sich festhalten können, auch wenn alle anderen Planken wegschwimmen. Wenn das Schicksal alle Pläne, die Sie gemacht haben, alle schönen Ziele, die Sie sich gesetzt haben, zu Makulatur macht – was bleibt Ihnen dann noch? Dann bleibt Ihnen etwas, das in keiner Katastrophe untergeht, nicht einmal im Tod: der religiöse Sinn Ihres Lebens.
"Was gibt mir also der Glaube?" (Darf ich es in der Form des vertrauten Du sagen?) Zunächst will ich der Ehrlichkeit halber sagen, was er Dir nicht gibt, was bleiben wird:
Der Kurs geht zu Ende. Im nächsten Monat werde ich im 30. und letzten Glaubensbrief eine Übersicht über das Ganze des Glaubenskurses geben. Dann sieht man vielleicht erstmals den Aufbau dieses Briefkurses. Und ich werde das sachliche Thema der einzelnen Briefe nennen. Wenn Sie z. B. den ersten Brief "Gottes Karteileiche" sehen, ist das natürlich nicht der sachliche Inhalt des Briefes, sondern, wie die Journalisten sagen, ein "Aufhänger". Wenn Sie den Sachtitel jedes Briefes sehen, haben Sie eine gute Übersicht. Aber wie soll es dann weiter gehen? Es geht weiter, persönlicher und vielleicht interessanter als bisher. Aber das will ich heute noch nicht verraten... Ihr/Euer Karl Neumann |