Karl Neumann: Glaubenskurs Online28. Glaubensbrief, März 2005:

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Fakten über das Christentum

Vieles, was ich bisher im "Schnupperkurs Glauben" behauptet habe, mussten Sie einfach glauben. Ich kann mir vorstellen, dass das manchem nicht passt. "Warum immer nur glauben? Gibt es denn keine Beweise?"

Drum will ich heute einmal Fakten bringen. Fakten nicht für den Inhalt des Glaubens – dann wäre es ja kein Glaube mehr. Fakten aber über das Christentum. Wo sind sichtbare Kennzeichen des Christentums, die ein Nichtchrist genauso wie ein Christ erkennen kann?

Einige Zahlen

die Religionen der Welt im prozentualen Vergleich

Ich will mit den Zahlen anfangen.

33 % der Weltbevölkerung sind Christen. Das sind etwa 2.015 Milliarden Menschen. Die zweitgrößte Religion ist der Islam mit 20 % oder 1.215 Milliarden. Als dritte Gruppe kommen die Religionslosen mit 15 % oder 925 Millionen, danach die Hindus mit 13 % oder 786 Millionen, weit vor den Buddhisten mit 6 % oder 360 Millionen.

Die verschiedenen Statistiken variieren ein wenig. (Ich habe mich hier auf David Barrett gestützt, den wohl profiliertesten Erforscher der Religionsstatistik.) Doch unbezweifelt ist, dass das Christentum die verbreitetste Religion der Erde darstellt, weit vor dem Islam, der sich allerdings weiter ausbreitet.

Schauen wir einmal die geographische Verbreitung der verschiedenen Religionen an, so erkennen wir: außer in Asien bilden die Christen in allen Kontinenten die (zumindest relative) Mehrheit: in Afrika mit 48 % vor dem Islam mit 40 %. In Lateinamerika mit 93 % und Nordamerika mit 85 %, in Europa mit 82 %, in Ozeanien mit 83 %. Einzig in Asien sind es nur höchstens 8 %. Das sind in absoluten Zahlen immerhin etwa 200 Millionen christliche Asiaten. Doch wegen der gewaltigen Bevölkerungszahlen (in Asien allein leben mehr Menschen als in allen übrigen Erdteilen zusammen) ist die Prozentzahl so niedrig. Dabei ist nicht zu leugnen, dass Asien ein schwieriges Feld für die christliche Mission darstellt.

Die meisten Christen leben in der Dritten Welt

Was mir dabei wichtig ist, ist folgendes: Das Christentum ist dabei, eine Religion der Dritten Welt zu werden. Am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war das Christentum im Großen und Ganzen eine Religion der Weißen Rasse. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lebt bereits die Mehrheit der Christen in den südlichen Ländern der Erde. Noch beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) waren die farbigen Bischöfe eine kleine exotische Minderheit. Heute ist die katholische Kirche eine der internationalsten Organisationen. Und das Gleiche gilt, in verschiedenem Grad, für die protestantischen Kirchen.

Japans hohe Kultur

Ich selbst habe 13 Jahre lang in einem asiatischen Land gelebt und gearbeitet: in Japan. In unserer Millionenstadt Nagoya waren, wie überall in Japan, nur zwei bis drei Prozent der Bewohner Christen. Doch überall sah man christliche Kirchen. Manchmal waren sie klein und unscheinbar, sie gehörten den verschiedensten christlichen Gemeinschaften an, aber es waren kaum weniger als in einer deutschen Großstadt. Die Christen waren natürlich Japaner, und auch die Priester oder Prediger waren in der Regel japanisch. Es war eine einheimische Kirche.

Nebenbei gesagt: ich sah in der ganzen Riesenstadt keine einzige Moschee. Ich kannte niemand, der zum Islam übergetreten wäre. Auch das Christentum hat in Japan prozentual wenig Anhänger. Aber es ist überall präsent – was man vom Islam nicht sagen kann.

In einem Winkel fing es an

Ich blende einmal zurück in die Anfangszeit des Christentums, in das Jahr 30. Da sagte Jesus zu seinen Aposteln: "Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Matthäus 28,19). Das musste wie Größenwahn scheinen. Da stand ein Jude in einem Winkel der Welt, ohne Finanzen, ohne militärische Macht, und sagte zu ein paar Fischern, sie sollten zu allen Völkern (!) gehen und alle Menschen (!) zu seinen Jüngern machen. Das schien wie ein Witz. Doch man sieht Eines: Das Christentum verstand sich von Anfang an als eine universale Religion, als eine Religion, die für jeden Menschen und für jedes Volk da ist, also als eine Weltreligion, auch als es in Wirklichkeit nicht mehr als eine Winkelreligion war.

Doch seine Jünger gingen an die Arbeit. Und viele Menschen ließen sich überzeugen. Das Christentum wuchs, nicht nur durch das natürliche Geburtenwachstum, auch durch ausdrückliche Mission. Gewiss, die Mission war lange Zeit mit dem Kolonialismus verquickt. Aber als die eingeborenen Völker ihre Kolonialherren abschüttelten, da schüttelten sie so gut wie nie das Christentum ab. Das blieb und wuchs und schlug immer tiefere Wurzeln in der eigenen Kultur.

Und so haben sich heute, etwa 2000 Jahre nach Christus, die Worte dieses Jesus erstmals voll als wahr erwiesen. Die Jünger Jesu haben Menschen praktisch aus allen Völkern gewonnen. Das Christentum hat den Anspruch, den es von Anfang an hatte: Weltreligion zu sein, in den letzten Jahrzehnten erst richtig eingelöst. Auch hat es gezeigt, dass es sich wirklich in den verschiedensten Nationen und Kulturen inkulturieren kann.

Allen Menschen Heimat

Das sind Fakten über das Christentum. Sie beweisen natürlich nicht, dass der Glaube der Christen wahr ist. Nur negativ kann man sagen: Wenn es einen Gott gibt und er die Menschen retten will, wird er sich und den Glauben an ihn wohl nicht in einer Mini-Religion verstecken, die man mit der Lupe suchen muss. Wird er wohl keine Nationalreligion stiften, sondern eine, in der alle Menschen aller Kulturen ihre Heimat finden.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Karl Neumann