Karl Neumann: Glaubenskurs Online27. Glaubensbrief, Februar 2005:

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Fun, Fun, Fun

Das Lebensgefühl heute – wie kann man das beschreiben? "Zeitgemäß gesagt: Fitness, Outfit, Fashion, Wellness, Action und Fun, Fun, Fun sind mega-mainstream. Man surft easy und doch mit Power durch den ubiquitären, eventreichen Erlebnispark, immer schön und kultig, leistungsstark und turbo, relaxed und happy" (FAZ). Spaßgesellschaft, Erlebnisgesellschaft hat man unsere postmoderne Gesellschaft genannt. Bitte keine großen Probleme! Alles soll unterhaltsam sein, Infotainment eben.

'Lasst uns essen und trinken...'Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, aber ich spüre eine geheime Traurigkeit heraus aus all diesem betonten Spaß. Warum ist die Oberfläche so glitzernd aufgedonnert? Vielleicht weil darunter ein großes Loch ist? Noch einmal die FAZ: "Manchmal glaubt man sogar ein leicht verzweifelt, fast panisches Streben zu spüren, so zu sein wie sie (die modischen Vorbilder), bloß nicht ‚out’ zu wirken. Da wird eine Leere überspielt, die auch ohne das ‚Lifestyle’- Angebot vorhanden wäre, auf die es aber zielt."

Worin besteht die Leere, woher kommt sie? "Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot". Ist es das? Die Zeit ist kurz. Bald werden wir alt und grau sein, bald wird uns kein Bier mehr schmecken. Also lasst uns heute essen und trinken, lasst uns heute Spaß haben, denn morgen sind wir tot.

 

Das dicke Ende kommt noch

Eine Hoffnung müsste man haben. Eine Hoffnung, die auch das "dicke Ende" einschließt. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Ja, gewiss doch, wir denken an die Zukunft. Wir bauen vor: eine gute Altersversorgung, eine Lebensversicherung. Nur – kann man sein Leben versichern? Kann man das Loch verstopfen, aus dem Alter und Gebrechlichkeit kriechen, aus dem schließlich der Tod kriecht?

"C’est la vie!", sagen Sie vielleicht. "Was bringt es, wenn man ständig daran denkt und ständig davon redet? Wird es dadurch besser? Haben Sie ein Mittel gegen Alter und Tod?"

Habe ich nicht, ehrlich gesagt. Aber ich habe eine Hoffnung. Mich treibt nicht die geheime Angst: "Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot". Natürlich muss ich als Christ sterben wie jeder andere auch. Aber ich kann meinem Alter und meinem Tod gelassen entgegensehen. Ich brauche sie nicht zu verdrängen. Ist das etwa nichts?

 

Menschen ohne Hoffnung

Das mehrfach zitierte Wort, das mir das Lebensgefühl heute auszudrücken scheint, steht in der Bibel, und ich habe es nur halb zitiert. Vollständig heißt es: "Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot" (1. Korintherbrief, 15,32) Wenn Tote nicht auferweckt werden, sagt Paulus, dann ist es nur konsequent, noch tüchtig zu genießen, bevor man wie das Vieh verendet. Dieser verzweifelte Spaß ist das einzige, was denen übrigbleibt, die keine Hoffnung haben.

'Auferstehung der Toten. Paris, 13. Jahrhundert'

Und die Christen – was haben sie dem entgegenzusetzen? Was ist ihre Hoffnung? Dass die Toten auferweckt werden, wie Paulus es ausdrückt.

Doch ist das eine Antwort, die befriedigt? Kann man das glauben? Man sieht die alten Bilder vor sich, wo die Grabdeckel sich öffnen: hier schaut zaghaft ein Arm heraus, hier reibt sich einer die Augen und steht auf, wie man nach langem Schlaf aufsteht. Ist das die Auferstehungshoffnung der Christen?

Ich glaube, es ist eine Art, sich die Auferstehung konkret vorzustellen – eine Art, die uns heute wohl etwas naiv anmuten mag.

 

Spott über die Auferstehung

Schon die Griechen in Korinth, denen Paulus schreibt, glaubten nicht so recht an die Auferstehung der Toten. Sie glaubten eher an die Unsterblichkeit der Seele. Und auch die "Heiden" späterer Zeit spotteten, wie denn Gott bei der Auferstehung all die verstreuten Knochen wiederfinden könne – oder gar den verstreuten Staub bei einer Seebestattung.

Paulus beantwortet die Sache (in dem erwähnten Kapitel) mit einem Vergleich: Der Leib ist wie ein Samenkorn, das in die Erde gesät wird. Aus dem "Tod" des Samenkorns kommt neues Leben. Und das junge Pflänzchen, das daraus hervorwächst, sieht ganz anders aus als das unscheinbare Samenkorn, viel jünger, schöner, obwohl es im Grunde aus diesem Korn hervorgegangen ist. So wird der Mensch durch den Tod hindurch in die Auferstehung hinein verwandelt. Es ist derselbe Mensch, derselbe Leib, obgleich in einem ganz anderen "Aggregatzustand".

'Hoffnung auch im Alter'

In diesem neuen "Aggregatzustand" sind wir fähig, Gott zu schauen. Er ist uns auch jetzt nicht fern, aber wir spüren seine Nähe oft nicht. Wir wandern wie durch ein weites, unwegsames Land, immer in Gefahr, uns zu verirren. Doch dann werden wir angekommen sein an unserem letzten Ziel, wenn wir dem dunklen Licht des Glaubens gefolgt sind. Der Glaube wird dann übergehen in Schauen. Dann sind wir endlich, endlich zuhause.

Das ist die Hoffnung der Christen.

 

Ihnen allen einen herzlichen Gruß.

Ihr Karl Neumann
neumann@glaubensinformation.de