Karl Neumann: Glaubenskurs Online19. Glaubensbrief, Mai 2004:

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'AUFERSTEHUNG' - ein Gemälde von Matthias Grünewald - Isenheimer Altar

Kann ein Toter wieder lebendig werden?

Kann man - können Sie - an die Auferstehung Jesu glauben? Ich spreche jetzt nicht zu solchen, die „christlich dressiert" sind. Die alles unbesehen hinnehmen. Für die ist das keine Schwierigkeit.

Aber die anderen, die nicht so leicht an Wunder glauben können. Erst recht nicht daran, dass ein Toter wieder aufersteht.

Ein Toter kehrt nicht mehr zurück

Doch stellen Sie sich die Auferstehung nicht falsch vor. Jesus ist nicht so von den Toten „auferstanden" wie einer, der geschlafen hat, aufsteht und lustig weiterlebt. Er ist überhaupt nicht in sein früheres Leben zurückgekehrt. Sein irdisches Leben war mit dem Tod ein für allemal beendet. Es war vorbei und kam nicht wieder. Nein, Auferstehung heißt bei Jesus: er kehrte nicht mehr zurück, sondern ging nach vorne, in ein ganz neues Leben, ein Leben bei Gott. Auferstehung heißt: Jesus ist nicht tot, er lebt; er lebt bei Gott; und zwar mit Leib und Seele.

Jesus ist mit „Leib und Seele", als ganze Person auferstanden. Sein Grab war leer, sagen übereinstimmend die Evangelienberichte. Aber der Leib war verwandelt, wie alles, was in die Welt Gottes eingegangen ist.

Wenn man sich Auferstehung also nicht in „materialistischer" Weise als die Wiederbelebung eines Leichnams vorstellt, nicht als Rückkehr ins alte Leben, sondern als Hinübergang zu einem ganz neuen Leben, dann ist sie immer noch schwer zu glauben, aber ein unnötiges Hindernis ist beseitigt.

Stirbt man für eine Lüge?

Sie ist immer noch schwer zu glauben. Eine Schwierigkeit: Wir sind darauf angewiesen, den Zeugen und Zeuginnen zu glauben, die das Grab leer fanden und denen der Auferstandene begegnet ist. Den Vorgang der Auferstehung selbst hat niemand beobachtet.

Doch es ist vernünftig, diesen Zeugen zu glauben. Es sind ja viele, die unabhängig voneinander die Tatsache berichten. Und sie waren bereit, für die Wahrheit ihres Zeugnisses ihr Leben hinzugeben. Stirbt man für eine Lüge oder einen Betrug?

Das älteste dieser Zeugnisse steht im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs von Paulus. Es ist etwa 20 bis 25 Jahre nach Jesu Tod geschrieben. Um die Korinther von der Tatsache der Auferstehung zu überzeugen, zählt Paulus ihnen nun auf, wem der Auferstandene erschienen ist: dem Petrus, dem Jakobus, allen Aposteln, und auch 500 Jüngern auf einmal, von denen die meisten damals noch lebten. Man hätte sich also selbst erkundigen können. Und zuletzt nennt er als Zeugen sich selber. Denn der Auferstandene ist auch Paulus erschienen und hat wie ein Blitz in sein Leben geschlagen und es völlig verwandelt.

Anzunehmen, dass diese heiligen Männer und Frauen allesamt Lügner und Betrüger waren, wäre absurd, und es wird auch heute von keinem ernstzunehmenden Fachmann mehr angenommen.

In der Höhle des Löwen

Die andere Möglichkeit: dass sie sich getäuscht hätten. Hatten die Jünger, um sich über die Katastrophe des Karfreitags hinwegzutrösten, schöne Träume geträumt, gar Halluzinationen gesehen und gemeint, den Auferstandenen zu erblicken? Doch es waren verschiedene Menschen und Gruppen, ganz unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeiten und Orten. Und Paulus selbst war ja gar kein Jünger, sondern ein Feind der Christen, und doch erschien ihm der Auferstandene.

die EMMAUSJÜNGER von Rembrandt
Weiter: Die Jünger hatten sich nach dem Tod Jesu zerstreut, bis nach Galiläa, waren teilweise wieder in ihren alten Beruf zurückgekehrt (Johannes 21,3). Sie waren wie eine Herde Schafe, die verängstigt nach allen Seiten auseinandergetrieben wurde. Doch kurze Zeit später sehen wir sie in Jerusalem, in der „Höhle des Löwen", voller Mut dem Volk öffentlich predigen. Sie sammeln sich wieder, und mit unerhörter Dynamik entsteht das Urchristentum. Wenn man sie fragt, woher diese erstaunliche Wandlung komme, sagen sie einhellig: „Der Auferstandene ist uns erschienen". Und wirklich: wie soll man es sonst erklären?

Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot

„Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot", so sagte man damals in Korinth. Ich habe den Eindruck, dass auch heute viele nach dieser Devise leben. Wenn ich genau hinhöre, glaube ich aus Lärm und Action unserer Spaßgesellschaft eine stille Resignation, ja oft eine geheime Verzweiflung herauszuhören. „Lasst uns essen und trinken, lasst uns heute unseren Spaß haben, denn wer weiß, was morgen ist! Morgen sind wir tot". Der Tod wird irgendwann einmal einen dicken Strich durch die ganze Rechnung machen, darum lieber nicht daran denken.

Es sind Menschen ohne Hoffnung (wenn das auch nicht selten geschickt verkleistert wird).

Doch woher die Hoffnung nehmen?

Jeder Mensch sehnt sich danach, dass sein Leben nicht in der Gosse endet. Dass die Verwesung nicht das Letzte für ihn sei. Doch die Wirklichkeit scheint anders auszusehen. Die Christen nun sehen jene Sehnsucht nicht als Fata Morgana an. Sie können einen Grund für diese Hoffnung nennen: die Auferstehung Jesu. Jesus hat den Tod besiegt, seine Auferstehung ist der Garant für unsere Auferstehung. Darum sind wir Menschen, die Hoffnung haben.

Leben Sie mit einer Hoffnung, die Sie trägt?

Ihr Karl Neumann