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Glaubensbrief - März 2010
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Der Gekreuzigte vom
Isenheimer Altar
Viele von uns haben ein Kreuz in der Wohnung hängen. Wir sehen es jeden
Tag. Aber wann haben wir es schon einmal wirklich angeschaut? Wann haben
wir es so angeschaut, dass wir davor lange stehen blieben und uns
vertieften in den Mann, der da so schrecklich leidet? Denn wären wir nicht
so gedankenlos, wir würden erschrecken: Wir spüren diese Provokation nicht, weil wir uns nichts dabei denken.
Alles Gewohnheit! Er hat die Pest Anders ging es den Cholerakranken und Pestkranken im
Antoniterkrankenhaus in Isenheim. Das liegt im Elsaß. Matthias Grünewald
hat für dieses Hospital einen Altar gemalt, den Isenheimer Altar. Aber da sahen sie einen, dem ging es genauso dreckig wie ihnen. Das
tröstete sie. Der hatte auch die Pest. „Der versteht uns. Der leidet
genauso schrecklich wie wir. Dem steht auch der Tod vor Augen“. Sein Leib
ist so schwer, dass sich der Querbalken des Kreuzes nach unten biegt und
wie ein Bogen zum Himmel zeigt. Die Nägel sind so tief in die Handteller
eingeschlagen, dass die fünf Finger auseinandergehen und schrecklich
gespreizt nach oben weisen. Schauerlicher ist wohl nie ein Mensch
dargestellt worden. Der leidende Gottesknecht
Der hat wirklich unsere Krankheiten getragen und unsere Gebrechen auf sich genommen (Jesaja 53,4); das ist hier wörtlich wahr: Er ließ sich von den Pestkranken anstecken. Ihm haben wir unsere Pest aufgeladen, und nun hat er sie, und wir können gerettet werden. Durch seine Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53,5). Könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, wie man ein Kreuzbild anschauen kann?
So dass man als ein anderer wieder weggeht? „Wenn ich einmal soll scheiden…“ - „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir; wenn ich
den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür! Wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst
und Pein. P.S. Das wünscht Dir mit einem herzlichen Gruß Dein
Karl Neumann |