12. Glaubensbrief - Mai 2007   PDF-Zeichen als PDF-Datei (61 kB)

Praxis

Heute möchte ich etwas sagen, das mir ganz wichtig ist: Glaube ist keine bloße Theorie, er ist Praxis. Was in der Theorie erkannt oder erahnt wird, muss zur Praxis werden. Glaube ist erst wirklich und wirksam, wenn er zur Tat wird. Also: von der Wahrheit des Glaubens zur Praxis des Lebens.

Die Praxis der Liebe führt zum Glauben

Aber es gilt auch umgekehrt: nur durch die Praxis der Liebe geht uns die Wahrheit des Glaubens auf. Die Bibel sagt es scharf und eindeutig: „Wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe“ (1. Johannesbrief 4,7f). Die echte Liebe aber ist Tat: „Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Johannesbrief 3,18). Das heißt doch, dass die Erkenntnis Gottes eine praktische Erkenntnis ist. Sie wird niemals durch Nachdenken allein gewonnen. Sondern in dem Maß wie Du liebst, erkennst Du Gott und die Wahrheit des Glaubens.

Die Praxis des Betens führt zum Glauben

Glaube will zur Tat werden
 

In einem früheren Glaubensbrief (1. Reihe, 11. Brief) hatte ich ja schon über einen Aspekt dieser praktischen Glaubenserkenntnis gesprochen: über das Gebet. „Wenn Du nicht glauben kannst, bete trotzdem. Bete um den Glauben. Die Praxis des Betens führt Dich zum Glauben hin“. – so ähnlich hatte ich dort gesagt. Aber nicht nur die Praxis des Gebetes. Auch jede Tat der Liebe führt Dich zum Glauben hin. Erst wenn Du dem liebenden Gott ein wenig ähnlich wirst, erkennst Du ihn. Ich will das einmal etwas konkreter sagen. Wenn Du verständnisvoll bist und Dich in die Haut des anderen hineinversetzen kannst; wenn Du einen Blick bekommst für die verborgene Not in Deiner Umgebung, die oft unter der Decke von materiellem Wohlstand versteckt ist; wenn Du Dir selbst einen Ruck gibst und hilfst, wo Menschen Hilfe brauchen; wenn Du aufhörst, über andere herzuziehen; wenn Du Dich für die Armen und Schwachen, die Kleinen und Benachteiligten einsetzt; kurz: wenn Du Deinem Gewissen folgst und Deinem besseren Instinkt – dann wird Dir die christliche Liebesreligion viel plausibler vorkommen; dann wird Dir das Beispiel Jesu viel stärker einleuchten, der ein Herz für die Menschen hatte.

Das ist vielleicht ein langer und steiniger Weg. Aber wenn Du Dich auf diese Reise machst, wirst Du eine Befriedigung spüren – das Bewusstsein: Ich habe das Richtige getan. Es muss doch wohl einen geben, der das anerkennt, wenn es auch die Menschen nicht tun.

Dass Du Dich auf diese Reise machst, das wünscht Dir

Dein Karl Neumann